Überblick der Referenten & Downloads


Claudia Pletscher (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Leiterin Entwicklung und Innovation Schweizerische Post
Claudia Pletscher fokussiert im Einführungsreferant auf den wichtigen Teil der digitalen Prävention mit einer Demo von „Riva Digital“, einer App zur Früherkennung von Bluthochdruck. Neues Kundenverhalten und Technologie führt zu neuen Möglichkeiten. Mit Hilfe von verschiedensten Partnern wird nun Riva Digital möglichst breit aufgestell, damit die Menschen als ersten Schritt ihren Blutdruck messen und mit diesem Wissen auch eine allfällig notwendige Senkung einleiten können. Generelle Informationen zur diesem Projekt findet man unter www.rivadigital.ch. Für die Messung werden verschiedene Kanäle angeboten, über Apotheken oder mobil über eine innovative App („oBPM App“). Und die ist ganz einfach zu nutzen: Download, Konto erstellen, und innert 30 Sekunden wird der Blutdruck gemessen. Dieses eindrückliche Beispiel zeigt, dass digitale Prävention als Teil des Ganzen gesehen und integriert werden muss. Nur wenn alle Kanäle ausgeschöpft werden, kann eine breite Umsetzung in der Bevölkerung gelingen.
Präsentation herunterladen:  Claudia Pletscher – Digitale Prävention als Teil der neuen Grundversorgung

Florian Sarkar (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Präsident SwissYPG

Gabriela Rohrer (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Junge Hausärzte Schweiz JhaS
Florian Sarkar ist überzeugt, dass eine interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheke grossen Mehrwert bringen würde, die Ärzte aber vielfach nicht bereit dafür sind und die Patienten nicht wissen, was eine Apotheke kann und bietet.
Gabriela Rohrer mit einer Hausarztpraxis auf dem Land hat ein grosses Bedürfnis an der Zusammenarbeit mit anderen Partnern. In ihrem Ort wurde die Apotheke geschlossen, und nun müssen neue Lösungen gefunden werden, wie der Patient seinen Nasenspray bekommt – ohne ärtzliche Konsultation, welche der Hausarzt bei Bagatellen gar nicht erbringen möchte. Beide sind sich einig, dass Arzt und Apotheke zusammenarbeiten und sich gegenseitig Ansprechpartner sein sollten; und das tun, was jeder am besten kann – mit einem fliessenden Übergang zwischen den beteiligten Parteien.Wie sieht die Zukunft aus? SwissYPG und JhaS haben den Dialog mit einem Projekt gestartet und sind zuversichtlich, dass dies mit dem Generationenwechsel bei Arzt und Apotheke auch gelingen kann. Es benötigt dafür aber auch neue Rahmenbedingungen, da die heutige Gewichtung der Gesundheitskosten auf Spitzenmedizin und den tertiären Sektor fokussiert ist, was geändert werden muss. Die Wichtigkeit der neuen Grundversorgung ist essentiell. Das Bundesgesetz über die Krankenversicherung KVG hat heute sehr strikte Regeln und schliesst interprofessionelle Arbeit nahezu aus. Eine Änderung oder Lockerung ist enorm wichtig, um medizinischer Grundversorgung und Prävention ein anderes Gewicht zu verleihen. Beide versuchen über ihre Organisationen Apotheken und Ärzte auf freiwilliger Basis im kleinen Kreis zusammenzubringen, und es funktioniert. Alles in allem ein sehr pragmatischer Ansatz!
Präsentation herunterladen:  Sarkar Rohrer & Gabriela Rohrer – Grundversorgung der Zukunft

Danielle Basler (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Inhaberin TopPharm Apotheke Siebnen
Danielle Basler zeigt uns als Apothekerin auf, wie eine Apotheke der Zukunft gelingen kann. Wichtigste Voraussetzung dafür ist jedoch die Anerkennung durch Gesetzgeber und Versicherer, da die Zahlungsbereitschaft der Kunden für Leistungen, die durch die Grundversorgung beim Arzt bezahlt sind, gering ist. Es herrscht nach wie vor eine hohe Erwartungshaltung, dass Beratung und Dienstleistungen in der Apotheke kostenlos sind. Solange von Gesetzgeber und Versicherer keine Anerkennung erfolgt, wird sich die Apotheke der Zukunft mit neuen Anforderungen als Partner in diesem Verbund der Leistungserbringer schwer etablieren können, da auf die Apotheke Investitionen hinsichtlich Aus- und Weiterbildung sowie räumliche Umgestaltungen zukommen werden.
Präsentation herunterladen:  Danielle Basler – Die Apotheke der Zukunft

Marianne Pfister (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Geschäftsführerin Spitex Schweiz
Marianne Pfister spricht über ihre Bedenken in Sachen Umsetzung, zumal es heute bereits 600 Spitex Organisationen in der Schweiz gibt und die neue Grundversorgung auf einer verbesserten Zusammenarbeit aller Beteiligten baut. Die Spitex ist aber nur ein Teil davon. Die neue Grundversorgung kann gelingen, sie muss aber auf Versorgungsnetzwerken basieren, auf Kooperationen. Und der Patient muss tatsächlich im Mittelpunkt stehen. Pflege wird in der Grundversorgung immer zentraler. Da die Menschen immer älter und anspruchsvoller werden, gerne zu Hause leben wollen und flexible Lösungen für ihr Bedürfnis suchen, ist auch die Spitex gefordert, neue Angebote zu entwickeln.
Die Spitex ist Teil der Initiative „Resolution verbesserte Zusammenarbeit in der medizinischen Grundversorgung“. Die Initiative fordert von der Politik Anreize für neue Modelle und eine regionale Förderung von Pilotprojekten, um der Anforderung an eine neue zukunftsgerichtete Grundversorgung gerecht zu werden.
Präsentation herunterladen:  Marianne Pfister – Die neue Grundversorgung

Thomas Christen (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Leiter des Direktionsbereichs Kranken- und Unfallversicherung und Vize-Direktor des BAG
Gemäss Verfassung muss die neue Grundversorgung ausreichend, allen zugänglich und von hoher Qualität sein. Es ist in erster Linie die Aufgabe von Kantonen und Gemeinden, die medizinische Versorgung sicherzustellen. Der Bund setzt lediglich gewisse Rahmenbedingungen. Im Zentrum stehen persönliche Verantwortung und private Initiativen.
Thomas Christen erläutert uns die 5 Säulen dieses Ansatzes:

  1. Mehr Hausärzte als zentraler Pfeiler der neuen Grundversorgung
  2. Mehr und gut ausgebildetes Pflegepersonal, dafür bedarf es bildungsseitiger Massnahmen und Anreize, damit diese Berufe erlernt und ausgeübt werden.
  3. Neupositionierung der Apotheken: Weg von der Herstellung und dem Angebot von Heilmitteln hin zu zusätzlichen Dienstleistungen und einer patientenzentrierten Betreuung.
  4. Stärkung der Qualität in der Leistungserbringung.
  5. Stärkung der Interprofessionalität – und hier liegt die Zukunft; auch in der Ausbildung der beteiligten Leistungserbringer.

Die Schweiz ist aber bereits auf dem Weg dahin: Zwei Drittel der Bevölkerung haben heute bereits eine besondere Versicherungsform mit eingeschränkter Wahl des Leistungserbringers. Die Versicherten machen also von den angebotenen Modellen Gebrauch (Apothekenmodelle, Hausarzt, HMO etc.), was zu einer effizienten Grundversorgung beiträgt. Denn es ist zentral, dass die medizinische Grundversogung nicht nur effektiv, sondern auch effizient ist. Das sogenannte Gatekeeping-Modell (die versicherte Person ist verpflichtet, grundsätzlich zuerst eine bestimmte Stelle anzusprechen) bringt rund 14% an Kosteneinsparungen mit sich. Im Gegensatz dazu werden in der koordinierten Versorgung alle Behandlungen von einem Leistungserbringer gesteuert, was letztendlich die interprofessionelle Versorgung darstellt.

Präsentation herunterladen:  Thomas Christen – Wo liegen die Schwerpunkte der neuen Grundversorgung auf Bundesebene?

PODIUMSDISKUSSION

Die Podiumsdiskussion wird mit der spannenden Frage eröffnet, warum die Leistungserbringer nicht in der Lage sind, dem Patienten in der Grundversorgung einen „GU“ anzubieten, wie das in der Baubranche funktioniert.

Das Stichwort ist hier die Verantwortung. Man benötigt keinen GU, der die Verantwortung übernimmt, sondern es bedarf der Zusammenarbeit, damit jeder für seinen Teil die Verantwortung übernimmt. Vielleicht braucht es dazu auch noch Koordination. Aber letztendlich ist ein Kulturwandel enorm wichtig, damit jeder das macht, was er am besten kann und man dies in einem Netzwerk auch zulässt. Ein GU wäre ein neues Korsett; es ist zielführender, dass ein Netzwerk besteht, an das sich der Patient wenden kann. Der Kunde soll die GU Funktion am besten selbst übernehmen, und die Beteiligten in der Leistungserbringung sollten ihn befähigen, diese Rolle wahrzunehmen. Dennoch betont Herr Christen, dass es einen GU als Gatekeeper benötigt, der dafür sorgt, dass der Patient eine optimale Versorgung erhält. Das funktioniert aber nur mit Interprofessionalität, und wenn diese nicht gegeben ist, werden die Kosten weiter steigen. Die Kompetenzen der Teilnehmer werden im eigenen kleinen Garten erweitert, und Mehrwert ist nicht gegeben. Eine letzte Frage war, was in den Augen der Teilnehmenden passieren muss, damit Interprofessionalität funktioniert? Mehr Kommunikation, mehr Verständnis für die unterschiedlichen Rollen sowie ein Anpacken der Themen im Kleinen. Im hausärztlichen Alltag Interprofessionalität einzuplanen, braucht Zeit – und diese müsste gemäss Frau Rohrer abgegolten werden. Ein Generationenwechsel bei Arzt und Apotheke wird langsam zu mehr Verständnis und Interprofessionalität beitragen.

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