Überblick der Referenten & Downloads


Stephanie Burri (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Manager Supplier Services bei der IQVIA Solutions GmbH
Im Einführungsreferat zum 2. Block liegt der Schwerpunkt auf dem Strukturwandel von Bevölkerung, Ärzten und Apotheken mit einigen Zahlen und Fakten. Die mehr als 1‘800 Apotheken in der Schweiz wachsen zwar langsamer als die Bevölkerung, aber sie sind kaum betroffen, da sie breiter aufgestellt sind und den Strukturwandel in der Bevölkerung nicht spüren. Das Apotheken-Netz ist und bleibt ausgewogen. Man erwartet in den nächsten Jahren hier keine Änderungen. Anders ist das in der Hausärztelandschaft, die vom Strukturwandel massiv betroffen ist. Ein geringeres Hausärztewachstum – im Vergleich zum Wachstum bei den Spezialisten mit 9% zu 37% – führt dazu, dass die Arbeitsbelastung der Hausärzte steigt und zwar nicht nur aufgrund des Bevölkerungswachstums, sondern auch wegen der steigenden Anzahl an älteren Menschen. Weiterhin wird der Nachwuchs an Hausärzten nicht ausreichen, die kommenden Pensionierungen aufzufangen.
Präsentation herunterladen:  Stephanie Burri – Entwicklung der Haus

Susanne Hochuli (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Präsidentin der Schweizerischen Stiftung SPO Patientenschutz
Als Prämienzahlende sind wir Auftraggebende im Gesundheitswesen, können es aber nicht beeinflussen, da das Gesundheitswesen ausschliesslich von der öffentlichen Hand, den Krankenkassen und den Leistungserbringern geleitet wird, ohne eine kontrollierende Instanz. Der Prämienzahlende hat keine wirksame Vertretung gegenüber den Akteuren Gesundheitspolitik. Neue Modelle in der Grundversorgnung müssen also zwingend auch die Prämienzahlenden (Prämienzahler ist man immer – Patient nur punktuell) mit einbeziehen, um sich mit einem klaren Mehrwert für den Prämienzahlenden und Patienten erfolgreich im Markt etablieren zu können.
“Es ist sehr spannend, dass so viele verschiedene Leute anwesend sind – viele Beispiele werden aufgezeigt und doch konnte ich gleichzeitig auch wichtige Botschaften platzieren. Das «Wort // meine Botschaft» sollte nun als Energie vorhanden sein, kann wiederverwendet werden und die Hoffnung bleibt, dass es im Kopf bleibt, weil es wieder und sogar vor allen verschiedenen Gruppierungen gesagt werden konnte„

Sara Stalder (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz
Sara Stalder zeigt in ihrem Referat einige Fakten zur Gesundheitsentwicklung in der Schweiz auf. Medizinische Leistungen von Ärzten und Apotheken konzentrieren sich auf die grossen Städte in den fünf Ballungszentren in der Schweiz, in denen fast 85% der Personen leben. Die Gesundheitsausgaben steigen massiv an, in Kombination mit dem Älterwerden der Bevölkerung. Ein Trend zeigt auch, dass der Patient immer mehr „Gesundheit2go“ möchte: Praxen, die 7/24 geöffnet sind, so wie es Zahnärzte heute bereits vormachen. Aber es kann nicht sein, dass jeder für sich arbeitet und keine Kontrolle erfolgt. Frau Stalder fordert für die Konsumenten die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Leistungsträger mit den Patienten, die Transparenz in Rechnungen von Ärzten/Spitälern, eine konsequente Thematisierung und Verhinderung von Überversorgung, die Offenlegung von Pharmazahlungen sowie die Überwachung der medizinischen Versorgung aller OKP Bereiche. Wie das umgesetzt werden soll, lässt Frau Stalder offen.
Präsentation herunterladen:  Sara Stadler – Gesundheit2go

Michael Jordi (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Zentralsekretär Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK
Die Kantone sind zuständig für die Gesundheitsversorgung.
Michael Jordi zeigt Trends auf, die eine Schnittstelle zur Grundversorgung haben. Die medizinische Entwickung beeinflusst die Grundversorgung sehr stark, denn die technische Entwicklung und spezialisierte medizinische Versorgung bringen die grosse Herausforderung mit sich, die Schnittstellen miteinander zu verbinden. Auch bedeutet schnellere Versorgung nicht unbedingt bessere Versorgung, denn hier muss auch Rücksicht auf die Lebenssituation der Patienten genommen werden. Alleinlebende haben z.B. zu Hause keine Betreuung. Gleichzeitig wird Versorgung ambulanter – zu Hause und in der Praxis. Dem muss mit geeigneten Organisationen Sorge getragen werden. In Zukunft wird auch viel davon abhängen, wie mit dem Personal umgegangen wird, denn es wird knapper aber auch spezialisierter. Hier braucht es neue Modelle, um die Knappheit aufzufangen und dennoch eine optimale Grundversorgung anbieten zu können. Was heisst das für unsere Versorgungsmodelle? Die Sicherstellung der Versorgung ist Aufgabe der öffentlichen Hand, also eine flächendeckende Grundversorgung, aber nicht überall vor der Haustüre. Morgen könnte Versorgung in grösseren Einheiten zusammengeschlossen werden, um diese effizient erbringen zu können. Weiterhin ist es wichtig, dass die Prozesse zur Infomationsübermittlung angepasst werden, damit auch hier eine interdisziplinäre Versorgung von vielen Leistungserbringern gewährleistet werden kann. In Zukunft wird auch der Altersmedizin eine stärkere Gewichtung zukommen. Diese ist um einiges komplexer, da Krankheiten nicht alleine kommen, sondern vielschichtiger und geballter. Der soziale Aspekt der Altersmedizin wird ebenfalls mehr und mehr in den Vordergrund treten. Aus der Sicht der Kantone – sagt uns Michael Jordi – kann man das nicht einfach „bestellen“. Es braucht dazu den Willen der Leistungserbringer sowie deren Bereitschaft zum Verzicht auf die Bestimmung über das Patientenwohl – also den Gartenzaun zu überwinden und offen zu sein für Neues.
Präsentation herunterladen:  Michael Jordi – Neue Grundversorgung Anforderung und Perspektiven

Hans Stöckli (Netzwerkevent, 13.09.2018, Baden)
Ständerat und Präsident der GELIKO Gesundheitsligen–Konferenz
Hans Stöckli hat als Ständerat einen guten Einblick, was in der Politik zum Thema Gesundheit passiert. Für ihn ist die Erwartung des Patienten aus dem Blick der Gesundheitsligen ein wichtiges Thema. Man müsse weg von den Einzelkämpfern in der Grundversorgung, denn das sei eine Gemeinschaftsaufgabe – die Schweiz benötige eine interinstitutionelle und interdisziplinäre Versorgung. Die Zahl der chronischen Krankheiten steigt mit dem Alter stark an, und für die professionelle Behandlung sind krankheitsübergreifende Basisguidelines nötig, die festlegen, wie man interprofessionell zusammenarbeitet. Hierzu gibt es bereits einen Vorstoss im Parlament. Die Gesundheitsligenkonferenz unterstützt als Dachverband diese Gemeinschaftsaufgabe und erwartet von den Leistungserbringern eine Förderung der integrierten Versorgung und mehr Verantwortung in Prävention und Qualitätssicherung. Konkret ist die Erwartung an die Politik, dass es eine verbindliche Regelung der Kompetenzen zwischen Bund/Kantonen und Leistungserbringern gibt. Dazu gehört auch die vernünftige Steuerung der Spitalplanung, die Reduktion von Fehlanreizen in der Gesundheitsversorgung und die Stärkung von Prävention und Qualität – letztendlich eine grössere Transparenz in allen Bereichen.
Nartürlich gibt es auch Erwartungen an die Patienten. Mehr Selbstmanagement und verantwortungsvolle Nutzung des Gesundheitsversorgungssystems, Selbstverantwortung bezüglich Prävention und Vorsorge seien hier als wichtigste Punkte genannt.
Präsentation herunterladen:  Hans Stöckli – Erwartung der Patientinnen und Patienten

PODIUMSDISKUSSION

In der neuen Grundversorgung geht es um Kulturwandel und um Verzicht – die Kantone müssen auch verzichten, zum Beispiel in der Finanzierung. Es wird eine Umkehr des bisherigen Finanzierungssystems geben. Aber dies muss Nutzen bringen, darin waren sich alle einig. Von Seiten der Patienten wünscht man sich eine unabhängige Organisation, die die Patienten mit einbezieht und als Kontrollfunktion fungiert. Jedoch ist man der Meinung, dass eine einzige Organisation nicht sinnvoll ist, denn es gibt zu viele Interessen und Spezialitäten. Ein wichtiges Thema ist das elektronische Patientendossier; einstimmig wurde angemerkt, dass seitens der Kantone hier ein Schub nötig ist, damit das elektronische Patientendossier (EPD) 2020 zur Verfügung steht. Der Konsumentenseite ist es wiederum sehr wichtig, dass auch die Patienten darauf vorbereitet werden, wie sie mit ihrem Dossier und den Daten umzugehen haben. Dazu braucht es Schulung und finanzielle Ressourcen für die Umsetzung – am liebsten durch eine unabhängige Organisation. Man ist sich einig, dass man am Anfang eines Prozesses steht, der erst noch gestaltet werden muss. Und auch der Bund ist gefragt, vermehrt Einfluss zu nehmen und die Rahmenbedingungen vorzugeben, damit das elektronische Patientendossier erfolgreich eingeführt werden kann.

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