Integrated Health Care – It’s not about technology, it’s about the human experience
Das medizinische System in Israel wurde im Laufe der vergangenen Jahre vollumfänglich digitalisiert. Was bedeutet das konkret für den Einzelnen? Egal, wo auf der Welt man sich gerade befindet, wenn man vor Ort eine Notaufnahme konsultiert, hat man via Smartphone Zugriff auf sämtliche Gesundheitsdaten zur eigenen Person und kann so effizienter und besser behandelt werden. Es geht bei Digital Health also nicht nur um die Implementierung neuer Gadgets, sondern um die Veränderung der Beziehung zwischen Arzt und Patient.
Auf gesellschaftlicher Ebene gibt es einige grosse Trends, die darauf hinweisen, dass Digital Health nicht nur «nice to have» ist, sondern ein absolutes Muss. Dr. Bahagon spricht einige dieser Entwicklungen an, so kommt es in der heutigen Zeit oft vor, dass Patienten mittels Google Selbstdiagnosen vornehmen und sich dank dem Internet generell besser auskennen. Demografische Entwicklungen wie die Überalterung der Bevölkerung und wirtschaftlicher Druck sowie Ärztemangel spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Alle diese Trends zeigen eine massive Veränderung, mit der Ärzte nur umgehen können, wenn sie sich anpassen.
Die entscheidende Frage bei der Einführung von Digital Health in Israel war, wie man dafür sorgt, dass Patienten mehr involviert sind in medizinische Angelegenheiten. Gelöst wurde dies durch Transparenz mittels Information, weiterführende Erklärungen und digitale Instrumente, die es dem Patienten erlauben, auf seine gesundheitliche Problematik zu reagieren. Dann gab es aber auch noch andere Aspekte, die berücksichtigt werden mussten. Wie lange sollen beispielsweise Eltern die Gesundheitsdaten ihrer Kinder einsehen können, ohne zu sehr in deren Privatsphäre einzugreifen? In Israel ist die Altersgrenze dafür auf 12 Jahre festgelegt worden, danach haben Väter und Mütter nur noch begrenzten Zugriff. Zudem reicht es nicht, dem Patienten die Information zur Verfügung zu stellen: Diese muss auch erklärt werden. Auch das kann das Tool – wenn Patienten wollen, können Sie auf detaillierte Zusatzangaben in einfacher Sprache zugreifen. Für konkrete Empfehlungen wurde ein Algorithmus entwickelt, immer abgestimmt auf die individuelle Situation des Patienten. Jede Empfehlung ist begleitet von einem kurzen Erklärvideo, das aufzeigt, was der Patient davon hat, ihr zu folgen. Weiter können Patienten Termine vereinbaren und digitale Konsultationen in Anspruch nehmen – dies ist vor allem in ländlichen Gebieten und abends sowie nachts sehr beliebt. Das Angebot ist ein durchschlagender Erfolg, so können pro Monat 12‘000 Konsultationen und insgesamt 47.5% weniger unnötige Notfallbesuche verzeichnet werden.
Zu Beginn stiess das System bei Ärzten oft auf Ablehnung, weil kein physischer Check erfolgen kann. Das konnte durch die Integration eines internen «GPS des Körpers» gelöst werden, dass die Mediziner mit den benötigten Daten beliefert. Die Qualität dieser Daten ist sogar besser, als wenn der Patient vor einem sitzt, weil das System viel fortschrittlicher ist als die meisten Instrumente, die in heutigen Praxen anzutreffen sind.
Das Verschreiben von Medikamenten ist ebenfalls einfacher geworden: Rezepte gehen automatisch auf elektronischem Weg zum Arzt, dieser unterschreibt sie mit seinem Finger, dann gehen sie papierlos weiter zu einer sicheren Datenbank und schon kann der Patient seine Medikamente überall beziehen.
Dr. Bahagon fügt an, dass das Publikum nun sicher meint, die Schweiz wäre noch weit entfernt von einem solchen System. Aber das ist nicht wahr, es passiert bereits einiges in diese Richtung – und das ist gut so. Er illustriert dies am Beispiel von Kodak, einem Unternehmen, das sich dem Fortschritt verschlossen und dadurch seine Vormachtstellung verspielt hat. Und schliesst mit der Hoffnung, dass einige seiner Ausführungen in konkrete Aktivität transferiert werden können.
Details zum Referenten
Dr. Yossi Bahagon Head of the e-Health Wing, Clalit Health Services, ab September Luminox, Israel |
«Der Netzwerk-Event ist eine gute Gelegenheit, alle Stakeholders gleichzeitig anzusprechen und eine innovative Gestaltung des Gesundheitssystems zu fördern. Die Zeit und die Gegebenheiten sind da, um genau hier loszulegen und gemeinsam etwas zu bewegen in Richtung eHealth.» |