TopPharm Netzwerk-Event 2017

Interprofessionelle Zusammenarbeit in der Praxis am Beispiel von nichtübertragbaren chronischen Krankheiten (NCD)

Nachdem die Anwesenden am Morgen einiges über Vernetzung im Rahmen der Akutmedizin erfahren haben, stehen am Nachmittag Best Practices bei chronischen Krankheiten im Mittelpunkt. Wie Gabriella Chiesa berichtet, hat man sich bei der CSS die Frage gestellt, was die Betroffenen sich eigentlich für Betreuungsformen wünschen und dabei die Erfolgspfeiler Individualität und Interprofessionalität identifiziert. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wurde gemeinsam mit TopPharm ein Hypertonie-Angebot entwickelt. Das Spezielle daran: Es ist modulartig aufgebaut und der Apotheker macht mit jedem Patienten einen individuellen, auf ihn abgestimmten Plan.

Die Apothekerin Sibylle Räber erläutert danach, wie sie solche Programme mit ihren Kunden umsetzt. Anschliessend gibt Dr. Adrian Göldlin von Sanacare AG einen Einblick in seine Erfahrungen mit strukturiertem, interprofessionellem Chronic Care Management in der Hausarztpraxis. Dabei stellt er den Beruf der medizinischen Praxiskoordinatoren vor, die bei diesem Modell als Coaches fungieren.

Dr. Dirk Volland vom Center for Digital Health Interventions begegnet der Thematik eher von der technischen Seite. Er ist Teil eines Teams von Informatikern und Psychologen, die digitale Therapien entwickeln. Man weiss, dass es eine grosse Differenz gibt im Patientenverhalten innerhalb und ausserhalb medizinischer Institutionen. Digitale Lösungen sind daher eine kostengünstige Möglichkeit, den Patienten auch zu Hause weiter zu unterstützen und so seinen Genesungsprozess voranzutreiben.

Überblick der Referenten & Downloads

2017_blockIII_felix-schneuwly Felix Schneuwly
Head of Public Affairs
comparis.ch
«Interprofessionelle Zusammenarbeit ist eine Frage der Haltung und nicht nur der Finanzierung, sofern der Patient wirklich im Mittelpunkt stehen soll. Das hat mir die Podiumsdiskussion heute aufgezeigt.»  
 
2017_blockIII_babette-sigg Babette Sigg
Präsidentin
Konsumentenforum Schweiz
«Ich bin heute zum vierten Mal hier und konnte jedes Mal mein Netzwerk erweitern. Der Netzwerk-Event ist eines der am besten organisierten Events und es stimmt einfach alles von A bis Z. Die Themen sind gut aufgegriffen und brandaktuell.» B3_pp_sigg_netzwerkevent2017
Referat Babette Sigg, Präsidentin Konsumentenforum Schweiz
«Einführung und Sicht des Kunden – Was will der Kunde in der Betreuung von nicht übertragbaren Krankheiten»
Viele von uns sind im Laufe unseres Lebens von einer chronischen Erkrankung betroffen. Babette Sigg gibt in ihrem Keynote-Referat eine eindrückliche Sicht auf die Problematik, die nach einer Diagnosestellung auf einen zukommt. Als Patient ist man anfangs verständlicherweise sehr verunsichert, aber die ärztliche Erstbetreuung ist aus zeitlichen Gründen oftmals eher rudimentär. Dabei wünscht sich jeder Betroffene in diesem Moment eigentlich nur eines: Er will trotz der Erkrankung weiterhin ein gutes Leben führen können. Dafür ist ein individuelles Betreuungsprogramm unerlässlich. Doch wie soll dieses aussehen? Nach Meinung der Referentin ist es entscheidend, dass ein solches nicht mehr top-down angeordnet, sondern unter Einbezug des Patienten entwickelt wird. Zudem braucht es einen Datenaustausch unter allen Beteiligten. Dabei kommt dem Apotheker eine besondere Rolle zu: Er begleitet den Therapieverlauf und stellt die Therapietreue sicher. Denn auch die Patienten sind in der Pflicht; sie sind gehalten, ihr eigener Gesundheitsprofi zu werden und für ausreichend Schlaf, Bewegung und gesundes Essen zu sorgen. Das sie dabei betreut werden, ist deshalb so wichtig, weil das, was nicht weh tut, gerne wieder vergessen wird. Wenn Gesundheitsdaten regelmässig von einem Profi kontrolliert werden, sind Behandlungen nachweislich erfolgreicher.  
2017_blockIII_gabriella-chiesa Gabriella Chiesa
Generalsekretärin
CSS Versicherungen
«Ich stelle fest, dass sich hier immer mehr Teilnehmer treffen und das Publikum wie auch die Referenten eine enorm grosse Diversität aufweisen. Das macht den Netzwerk-Event sehr spannend. Das Event ist imposant und sehr professionell.» B3_pp_chiesa_netzwerkevent2017
CSS ist seit vielen Jahren daran, neue Betreuungsformen aufzubauen für chronisch Kranke. Die Beteiligung der Versicherten an solchen Angeboten war aber eigentlich immer etwas ernüchternd. Deshalb hat man sich die Frage gestellt: Was will eigentlich der chronisch Kranke? Eckpunkte für den Erfolg: Individualität (des Einzelnen) und Interprofessionalität. Soziodemographische Angaben sollten nicht als alleinige Kriterien hinzugezogen werden. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wurde gemeinsam mit TopPharm ein Hypertonie-Angebot aufgebaut. Das spezielle daran: Es ist modulartig aufgebaut, der Apotheker macht mit dem Patienten einen genauen Plan zur Einhaltung. Auch Hausarzt wird eingebunden. Es hat ein Wechsel im Denken stattgefunden, weg von «wie verhält sich der Patient» hin zu «was für Bedürfnisse hat der chronisch Kranke». Der Patient der Zukunft will vielmehr selber bestimmen – darauf muss man sich einstellen, auch als Leistungserbringer.
 
 
2017_blockIII_sibylle-raeber Sibylle Räber
Inhaberin
TopPharm Damian Apotheken
«Der Netzwerk-Event weckt bei mir jedes Mal aufs Neue das Bewusstsein, den Patienten ins Zentrum zu rücken. Das Event macht es möglich, eine innovative und patientenorientierte Lösung mit den verschiedenen Partnern zu erarbeiten.» B3_pp_raeber_netzwerkevent2017
Sie kommt aus der Praxis, setzt diese Programme mit ihren Kunden um. Das ist nicht immer einfach, weil der Kunde dafür auch Bereitschaft zeigen muss, mitzumachen. Das ist ein Prozess. Der Kunde muss früh abgeholt werden in der Primärprävention und er ist offen für eine Zweitmeinung des Apothekers. Sie hat den Anspruch, nicht nur «Schubladenzieher» zu sein, sondern die Rolle als Gesundheits-Coach auch wahrzunehmen. Patienten unterscheiden sich und sind individuell. Derzeit führt sie zwei Programme durch: Chronische Schmerzen, und Bluthochdruck.
 
 
2017_blockIII_adrian-goeldin Dr. med. Adrian Göldin
Operativer Leiter Fachbereich Medizin
Sanacare
«Das ist ein ganz tolles und anregendes Event. Die Themen sind in der Branche bereits bekannt. Den Netzwerk-Event heute hat es aber eindeutig gebraucht, um die Aufbruchstimmung zu spüren.» B3_pp_goeldin_netzwerkevent2017
Erfahrungen mit strukturiertem, interprofessionellem Chronic Care Management in der Hausarztpraxis. Stellt Beruf der medizinischen Praxiskoordination vor, neue Ausbildung, befähige zur besseren Beratung. Die Bevölkerung werde immer älter und damit immer öfter chronisch krank. Gleichzeitig gebe es eine Verknappung der ärztlichen Ressourcen. Man möchten den Patienten gute Betreuung liefern, die Lebensqualität steigern und die Lebenszeit verlängern. Bei Bluthochdruck, Zuckerkrankheit oder COPD werde ein Team zusammengestellt. Die Ziele werden mit dem Patienten gemeinsam festgelegt. Die Zielerreichung wird nach einem Jahr angeschaut und allenfalls der nächste Zyklus geplant. Im ersten Zyklus sollen Patienten befähigt werden, mit ihrer Krankheit umzugehen. In den weiteren Jahren mit den Folgezyklen geht es um Behandlungen und Kontrollen.
 
 
2017_blockIII_dirk-volland Dr. Dirk Volland
Center for Digital Health Interventions
«Ich war heute zum ersten Mal hier und habe ein paar der Teilnehmer bereits gekannt. Der Netzwerk-Event hat dazu verholfen, weitere Kontakte zu knüpfen. Das macht es mir einfacher, die Dinge aus den verschiedenen Perspektiven zu betrachten.» B3_pp_vollant_netzwerkevent2017
Team von Informatikern und Psychologen, die digitale Therapien entwickeln. Warum? Das Verhalten von Patienten ist hochrelevant bei der Prävention und Therapie von chronischen Krankheiten. Grosse Differenz zwischen Patientenverhalten innerhalb der Gesundheitsinstitution und ausserhalb. Kostengünstige Instrumente, um weitere Unterstützung für den Patienten zu beliefern. Richtige Information soll zum bestmöglichen Zeitpunkt an den Patienten gelangt wird. Digitales Coaching, wie manifestiert sich das in der Kommunikation mit dem Patienten, als was tritt der auf? Self-Learning, wie können die Daten, die dabei gewonnen werden, digitale Therapien verbessern? Open source Plattform entwickelt für digitale Therapien. Einsatz bei Rauchentwöhnung in der Vergangenheit noch über SMS, im Bereich Stress am Arbeitsplatz, Therapie adipöser Kinder.