TopPharm Netzwerk-Event 2017

Interprofessionelle Grundversorgung: Best-Practices und Umsetzungen in den Kantonen

Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Berufsständen im medizinischen Bereich ist zwar in aller Munde, aber wie sieht es in einzelnen Kantonen der Schweiz in dieser Hinsicht tatsächlich aus? Die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Aufgabengebieten werden immer fliessender – das bietet einige Chancen, ist aber auch eine grosse Herausforderung für die Gesundheitspolitik. Um mehr darüber zu erfahren, begrüsst Stefan Wild, CEO von TopPharm und Moderator, vier politische Kantonsvertreter auf der Bühne, welche die Best Practices aus ihrem Zuständigkeitsgebiet vorstellen. Dr. Lukas Engelberger, Vorsteher des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, zeigt sich in seinen Ausführungen zuversichtlich, dass wir durch Vernetzung und Digitalisierung und die damit einhergehende Transparenz letztlich alle zu besser informierten und gesünderen Patienten werden.

Stephan Campi, Generalsekretär Departement Gesundheit und Soziales im Kanton Aargau, zeigt an einigen Projekten auf, wie sein Kanton in diesem Bereich aktiv geworden ist – nicht als Umsetzer, sondern als Ermöglicher mit beratender Funktion. Heidi Hanselmann erläutert am Beispiel des Kantons St. Gallen, dass das Thema Interprofessionalität auf zwei Ebenen angegangen werden kann: Einerseits über die Integration in die Praxis, anderseits auf dem Bildungsweg durch frühzeitige Verankerung in den Köpfen. Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion ruft Thomas Weber, der Vorsteher des Gesundheitsdepartements Baselland, nochmals in Erinnerung, dass sich die Technologie zwar rasend schnell entwickelt, die menschliche Psyche aber nicht, weshalb man der Gesellschaft auch Zeit lassen muss, sich daran zu gewöhnen. Einig sind sich die Teilnehmer mit ihrem Appell ans Publikum, die Entwicklung in Richtung Interprofessionalität und die zunehmende Digitalisierung dennoch vermehrt als Chance zu sehen.

 

Überblick der Referenten & Downloads

2017_blockI_rene-jenni Dr. René Jenni
VR-Präsident
TopPharm Genossenschaft
«An den Podiumsdiskussionen wird sehr aktiv mitgewirkt. Es werden äusserst spannende Referate gehalten und die Stimmung empfinde ich als sehr gut. Die Aufteilung der Themen-Blöcke finde ich dieses Jahr sehr angenehm und sollte beibehalten werden.»  
2017_blockI_stefan-wild Stefan Wild
CEO
TopPharm Genossenschaft
«Für mich ist sensationell zu sehen, wie viele Teilnehmer den Weg ins Trafo Baden gefunden haben. Ich finde es super, dass so viel Freude und Interesse vorhanden ist und der Austausch im Vordergrund steht. Der Netzwerk-Event ist die richtige Plattform, um alle Stakeholder zusammenzubringen.»  
 
2017_blockI_lukas-engelberger Dr. Lukas Engelberger
Vorsteher des Gesundheitsdepartements
Kanton Basel-Stadt
  B_1_pp_engelberger_netzwerkevent2017
Der Politiker ruft die Rahmenbedingungen in der Schweiz in Erinnerung: Die Aufgabe der Kantone sei das Vorantreiben der Integration durch bessere Vernetzung. Grenzen von verschiedenen Berufsständen und ihren Funktionen würden zunehmend fliessender und dies sei eine grosse Herausforderung für die Gesundheitspolitik. Einzelne Berufsgruppen müssten sich neu definieren. Basel-Stadt ist klassischer Rezepturkanton, keine Selbstdispensation. Komfortabel ausgestattet mit 75 Apotheken, bestehe eine hohe Angebotsdichte in allen medizinischen Leistungsbereichen. Das Gesundheitsdepartement sehe sich als Ermöglicher und Versorgungs- und Qualitätsgarant. Harmonisierung ist ein grosses Thema in der Region. Engelberger ist der Überzeugung, dass die Vernetzung und Digitalisierung uns alle zu besseren Patienten macht.
 
 
2017_blockI_stephan-campi Stephan Campi
Generalsekretär im Departement Gesundheit und Soziales
Kanton Aargau
«Hier herrscht eine sehr gute und angenehme Stimmung. Dies spürt man als Referent durchs Band. Schon in den Vorbereitungen wird man gut begleitet und vor Ort ist die Betreuung und die Moderation sehr gut. Das ist ein äusserst professionell organisiertes Event.» B_1_pp_campi_netzwerkevent2017
Jede Fachperson fokussiert in der CH grundsätzlich auf den eigentlichen Behandlungsschritt, darum wird der Patient als Ganzes oft übersehen. Bei eHealth ist wichtig, dass alle Leistungserbringer mit am Tisch sitzen, denn auch hier steht der Mensch im Zentrum und nicht das technologische Projekt. Interprofessionalität bei Apothekern ist im Aargau weit verbreitet, sie sind offen für Partizipation. Gesetzesrevisionen bieten Chancen, im AG ist es spürbar, dass Apotheker diese wahrnehmen wollen. Luft gibt es nach oben.
 
 
2017_blockI_heidi-hanselmann Heidi Hanselmann
Vorsteherin des Gesundheitsdepartements
Kanton St.Gallen
«Das Thema ist gut aufgegriffen. Das zeigt die rege Teilnahme am Event, das allgemeine Interesse, die grosse Aufmerksamkeit während der einzelnen Referate und die Fragestellungen bei der Podiumsdiskussion. Hier herrscht Vernetzung pur.» B_1_pp_hanselmann_netzwerkevent2017
Die Ostschweizerin zeigt ein Video eines Direktbetroffenen und stellt das Behandlungsteam vor: Bessere Lebensqualität für interprofessionell behandelte Patienten. Und damit spart die Gesellschaft erst noch Geld. Sie findet es eigenartig, dass immer noch darüber diskutiert wird, ob Interprofessionalität überhaupt sinnvoll ist oder nicht. Es gibt zwei Wege, Interprofessionalität umzusetzen: In der Praxis und in der Bildung. Konkret wird das Ausbildungsmodul Pflege eine zentrale Rolle spielen. Ein entsprechender Lehrgang ist bislang Zukunftsmusik, soll ab 2020 in St.Gallen umgesetzt werden.
 
 
2017_blockI_thomas-weber Thomas Weber
Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Kanton Basel-Landschaft
«Ich finde es gut, kann ich dieses Jahr nun auch hier sein. Der Netzwerk-Event ist ein wichtiges Event der Branche – hier treffen sich alle. Und es stimmt einfach alles – das fängt schon bei der guten Organisation an und spiegelt sich in der vorherrschenden Stimmung wider.» B_1_pp_weber_netzwerkevent2017
Hält sich kurz, um nicht zu wiederholen, was seine Vorredner bereits erzählt haben. Innovation muss von privater Seite kommen (nicht vom Staat), Staat soll Ermöglicher sein. Es gibt „Das gesunde Laufental“ und Plattform „Gesundheit vernetzt im Oberbaselbiet“ mit verschiedenen Akteuren. Impfungen können in Apotheken gemacht werden. Interprofessionalität im interkantonalen Handeln, über eigentliche Zuständigkeitsgebiete herausdenken – nämlich so, wie sich Patientinnen und Patienten auch tatsächlich bewegen. Voraussetzungen schaffen, dass sich die Leistungserbringer nicht nur im stationären, sondern auch im ambulanten Bereich aufeinander abstimmen. Ziele des Kantons Baselland im Bereich Interprofessionalität: Optimierte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, Dämpfung des Kostenwachstums im Spitalbereich, langfristige Sicherung der Hochschulmedizin.
 
 

Podiumsdiskussion

In einer angeregten Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass in der Schweiz die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht im Eilzugstempo wie beispielsweise in Israel durchgeführt werden kann. Unsere föderalistische Struktur und Versorgungsstruktur bremst solche Vorhaben. Gleichzeitig ist der Datenschutz bei uns höher bewertet als in anderen Ländern.